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documenta beendet: OB Geselle von Kuratoren enttäuscht

by Joe Manga
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documenta beendet: OB Geselle von Kuratoren enttäuscht

Kassel (dpa) - Zum Abschluss der von Antisemitismus-Vorwürfen überschatteten documenta fifteen in Kassel hat der Oberbürgermeister der nordhessischen Stadt, Christian Geselle (SPD), das indonesische Kuratorenkollektiv Ruangrupa kritisiert. Als Künstlerische Leitung der documenta fifteen müsse es sich vorwerfen lassen, seiner kuratorischen Verantwortung in dieser Debatte nicht nachgekommen zu sein und einen offenen Dialog mit Kritikern gescheut zu haben, sagte Geselle am Sonntag laut Pressemitteilung.

Zudem hätten die Kuratoren die Möglichkeit einer Kontextualisierung umstrittener Werke zu leichtfertig abgetan. “Das hat mich enttäuscht”, betonte Geselle, der auch Aufsichtsratsvorsitzender der documenta gGmbH ist.

Am Sonntagabend sprach der Oberbürgermeister zu Hunderten von Organisatoren, Künstlern, Mitarbeitern und Besuchern und bedankte sich. “Die documenta bleibt in Kassel, das ist unser Wunsch und Wille”, betonte Geselle. Auf Bildschirmen vor dem Fridericianum wurde bereits ein Datum für die nächste documenta genannt: Die 16. Ausgabe soll demnach vom 12. Juni bis 19. September 2027 stattfinden.

Die neben der Biennale in Venedig weltweit bedeutsamste Ausstellung für zeitgenössische Kunst war vor und während ihrer Laufzeit von immer neuen Antisemitismus-Vorwürfen erschüttert worden. Kurz nach der Eröffnung der documenta fifteen Mitte Juni wurde eine Arbeit mit antisemitischer Bildsprache entdeckt und abgebaut. Auch danach wurden Werke mit antijüdischen Stereotypen entdeckt.

Zuletzt hatte sich ein von den Gesellschaftern der documenta, Stadt Kassel und Land Hessen, eingesetztes Expertengremium dafür ausgesprochen, eine Reihe umstrittener propalästinensischer Propagandafilme nicht mehr zu zeigen, zumindest bis eine angemessene Kontextualisierung vorgenommen werde. Ruangrupa hatte diese Forderungen zurückgewiesen und dem Beirat Zensur vorgeworfen.

Ziel müsse es nun sein, eine kulturpolitische Debatte einzuleiten und Gespräche wiederaufzunehmen, erklärte Geselle am Sonntag. Es gelte, auf Augenhöhe zu diskutieren “und dabei wieder Maß und Mitte zu finden”. Der Oberbürgermeister betonte zudem die feste Bindung zwischen der documenta und der Stadt Kassel. Die documenta gehöre zu Kassel - “gestern, heute und in Zukunft”.

© dpa-infocom, dpa:220925-99-895574/3

nerdswire.de, mit dpa