Sehr geehrte Nerdswire-Community,
es ist mal wieder so weit: Ein Tech-Gigant möchte unsere Daten – diesmal für das Training seiner Künstlichen Intelligenz. Meta, der Konzern hinter Facebook, Instagram und WhatsApp, hat Pläne offengelegt (bzw. tut dies wiederholt mit neuen Fristen), Nutzerdaten im großen Stil für die Entwicklung seiner „Meta AI“ zu verwenden. Während KI-gestützte Funktionen durchaus nützlich sein können, ist die Art und Weise, wie Meta hier vorgeht – nämlich per Opt-out statt Opt-in – ein altbekanntes Ärgernis für datenschutzbewusste Nutzer. Die Verbraucherzentralen laufen Sturm, und auch wir von Nerdswire sagen: Es ist Zeit, genau hinzuschauen und eure Rechte wahrzunehmen! In diesem Artikel schlüsseln wir auf, was Meta vorhat, warum das kritisch zu sehen ist und wie ihr der Datenverwendung widersprechen könnt – basierend auf den Informationen und Ratschlägen, die auch von Verbraucherschutzorganisationen verbreitet werden.
Meta AI: Der neue Datenhunger im KI-Zeitalter
Meta AI soll als intelligenter Assistent in die verschiedenen Plattformen des Konzerns integriert werden. Man kennt das Prinzip: Chatbots, Bildgeneratoren, smarte Suchfunktionen. Um solche KI-Modelle leistungsfähig zu machen, benötigen sie riesige Mengen an Trainingsdaten. Und woher nimmt man diese Daten am einfachsten, wenn man ein Konzern wie Meta ist? Genau, von den eigenen Nutzern.
Konkret bedeutet das: Meta beabsichtigt, öffentlich geteilte Inhalte auf Facebook und Instagram – also eure Posts, Fotos (samt Bildunterschriften), Videos und sogar Kommentare – für das Training seiner generativen KI-Modelle zu nutzen. Auch Informationen wie euer Name und Benutzername können einfließen. Bei WhatsApp sind zwar die privaten, Ende-zu-Ende-verschlüsselten Chats (noch) tabu für das allgemeine KI-Training, ABER: Interaktionen, die ihr direkt mit der „Meta AI“-Funktion in WhatsApp habt, oder Nachrichten in Gruppenchats, denen ihr den KI-Bot hinzugefügt habt, können sehr wohl für Trainingszwecke herangezogen werden. Hier verschwimmt die Grenze des Privaten zusehends.
Das kritische Datum, bis zu dem man in der Regel widersprechen sollte, um eine rückwirkende Nutzung zu verhindern oder die Nutzung ab einem bestimmten Zeitpunkt zu stoppen, wird immer wieder neu kommuniziert. In der jüngsten Informationswelle nannten viele Quellen den 26. Mai 2025 als Stichtag. Wer bis dahin nicht widerspricht, dessen Daten könnten ab dem Folgetag (oft der 27. Mai) bereits im großen Datenpool für das KI-Training landen. Und einmal drin, so die Befürchtung vieler Datenschützer, sind sie kaum mehr herauszubekommen oder zu löschen.
Warum das Ganze kritisch ist: Mehr als nur ein paar Fotos
„Ich habe doch nichts zu verbergen“, mag der ein oder andere jetzt denken. Doch die Sache ist komplexer:
- Fehlende Transparenz und Kontrolle (Opt-Out statt Opt-In): Anstatt die Nutzer aktiv um Erlaubnis zu bitten (Opt-In), setzt Meta auf ein Opt-Out-Verfahren. Das heißt, ihr müsst selbst aktiv werden, um der Nutzung eurer Daten zu widersprechen. Das ist bequem für Meta, aber schlecht für den Nutzer, der vielleicht die Benachrichtigung übersieht oder den Aufwand scheut. Verbraucherschützer kritisieren dies als Verstoß gegen europäisches Datenschutzrecht (DSGVO), das eigentlich eine informierte Einwilligung für solche Verarbeitungen fordert.
- Was passiert mit den Daten? Eure öffentlichen Beiträge, Fotos von euch, euren Kindern, Freunden, Urlauben, eure Meinungsäußerungen – all das wird zu Trainingsmaterial. Diese Daten helfen der KI, „menschlicher“ zu werden, Texte zu generieren, Bilder zu erstellen. Aber wer garantiert, dass die KI nicht auch unerwünschte Dinge lernt, Vorurteile reproduziert oder für Zwecke eingesetzt wird, die ihr nicht unterstützen wollt?
- Das „Gespenst“ der einmal verarbeiteten Daten: Einmal in den Trainingsdatensatz einer KI eingeflossen, lassen sich spezifische Informationen kaum mehr entfernen. Euer digitaler Fußabdruck wird so zu einem ewigen Bestandteil dieser Modelle.
- Recht auf informationelle Selbstbestimmung: Es ist ein Grundrecht, selbst darüber zu entscheiden, was mit den eigenen personenbezogenen Daten geschieht. Dieses Recht wird durch das Vorgehen von Meta untergraben.
- Qualität der KI: Werden KIs nur mit Social-Media-Posts trainiert, besteht die Gefahr, dass sie auch deren oft oberflächliche, polarisierende oder gar falsche Natur widerspiegeln.
Die Verbraucherzentralen, insbesondere die Verbraucherzentrale NRW, haben Metas Vorgehen bereits mehrfach kritisiert und rechtliche Schritte eingeleitet bzw. angedroht. Auch wenn Eilanträge teilweise (wie vom OLG Köln in einem Fall berichtet) abgelehnt wurden, mit der Begründung, Meta dürfe die Daten nutzen, wenn kein Widerspruch erfolge, bleibt der Kern der Kritik bestehen und die Prüfung in Hauptsacheverfahren wird oft angekündigt.
So widersprecht ihr der Datennutzung für Meta AI – Schritt für Schritt
Glücklicherweise stellt Meta (wenn auch gut versteckt) Formulare zur Verfügung, über die ihr der Nutzung eurer Daten für KI-Trainingszwecke widersprechen könnt. Wichtig: Ihr müsst für jeden Dienst (Facebook, Instagram) separat widersprechen, falls eure Konten nicht verknüpft sind und der Widerspruch über ein Konto nicht automatisch für alle gilt. Ihr müsst zudem in eurem jeweiligen Konto eingeloggt sein, um die Formulare nutzen zu können. Eine Begründung ist in der Regel nicht notwendig, die Angabe eurer E-Mail-Adresse für eine Bestätigung hingegen schon.
Widerspruch bei Facebook:
- Einloggen: Stellt sicher, dass ihr bei Facebook eingeloggt seid.
- Formular direkt aufrufen (einfachster Weg, wenn der Link funktioniert): Viele Verbraucherzentralen und Nachrichtenportale verlinken direkt auf das Widerspruchsformular. Ein häufig genannter Link lautet in etwa:
https://www.facebook.com/help/contact/6359191084165019
(dieser Link kann sich ändern, prüft aktuelle Quellen). - Manueller Weg (falls Direktlink nicht geht oder zur Sicherheit):
- Öffnet eure Facebook-Profilseite.
- Klickt auf euer Profilbild (meist oben rechts am PC) oder das Menü-Symbol (oft drei Striche, in der App).
- Geht zu „Einstellungen und Privatsphäre“ und dann zu „Einstellungen“.
- Scrollt nach unten und klickt auf „Datenschutzrichtlinie“.
- Innerhalb der Datenschutzrichtlinie (oft erscheint oben eine Box oder ein Hinweis zur KI) sucht nach dem Begriff „Widerspruchsrecht“ oder „widersprechen“. Manchmal muss man die Suchfunktion des Browsers (Strg+F oder Cmd+F) oder die Lupe in der App nutzen und „Wider“ oder „Widerspruch“ eintippen.
- Klickt auf den Link, der euch zum Widerspruchsrecht führt (oft im ersten Absatz ein Link wie „zu widersprechen“ oder ähnlich).
- Formular ausfüllen:
- Es öffnet sich eine Seite, die oft fragt: „Bezieht sich deine Anfrage auf KI bei Meta?“ Hier mit „Ja“ (oder sinngemäß) antworten.
- Gebt eure E-Mail-Adresse ein (falls nicht automatisch ausgefüllt).
- Ein Textfeld für eine Begründung kann meist freigelassen werden. Es reicht der Verweis auf euer Recht auf informationelle Selbstbestimmung.
- Klickt auf „Senden“.
- Ihr solltet eine Bestätigungs-E-Mail von Meta erhalten.
Widerspruch bei Instagram:
- Einloggen: Stellt sicher, dass ihr bei Instagram eingeloggt seid.
- Formular direkt aufrufen (einfachster Weg, wenn der Link funktioniert): Auch hier gibt es Direktlinks, z.B.
https://help.instagram.com/contact/233964459562201
(auch dieser Link kann sich ändern). - Manueller Weg:
- Öffnet eure Instagram-Profilseite.
- Tippt auf das Menü-Symbol (drei Striche, meist oben rechts).
- Geht zu „Einstellungen“ (oder „Einstellungen und Privatsphäre“).
- Scrollt nach unten zum Bereich „Info“ oder „Mehr Infos und Support“ und tippt darauf.
- Wählt „Datenschutzrichtlinie“.
- Sucht auch hier (ggf. mit Lupe in der App oder Strg+F im Browser) nach „Widerspruchsrecht“ oder „widersprechen“.
- Klickt auf den entsprechenden Link.
- Formular ausfüllen:
- Auch hier die Frage „Bezieht sich deine Anfrage auf KI bei Meta?“ mit „Ja“ beantworten.
- E-Mail-Adresse eintragen.
- Begründungsfeld kann meist frei bleiben.
- Auf „Senden“ klicken.
- Achtet auf die Bestätigungs-E-Mail.
Was ist mit WhatsApp?
Wie bereits erwähnt, sind private Chats durch Ende-zu-Ende-Verschlüsselung geschützt und sollen laut Meta nicht für das Training der allgemeinen KI-Modelle verwendet werden. ABER: Wenn ihr die Funktion „Meta AI“ (oft als blauer Kreis-Icon sichtbar) direkt in WhatsApp-Chats oder Gruppenchats nutzt, können diese spezifischen Interaktionen mit der KI sehr wohl für Trainingszwecke verwendet werden. Eine direkte Widerspruchsmöglichkeit speziell für diese Art der Nutzung innerhalb von WhatsApp, abseits der allgemeinen Facebook/Instagram-Formulare, ist oft nicht ersichtlich. Die sicherste Methode hier: Die Meta AI-Funktion in WhatsApp einfach nicht nutzen oder ignorieren, wenn ihr Bedenken habt.
Was passiert nach dem Widerspruch?
Wenn eurem Widerspruch stattgegeben wird (was in der Regel der Fall sein sollte, wenn man den Berichten folgt), wird Meta eure Daten ab dem Zeitpunkt des Widerspruchs (oder dessen Bearbeitung) nicht mehr aktiv für das Training neuer oder die Verbesserung bestehender KI-Modelle verwenden.
Aber Achtung:
- Daten, die vor eurem Widerspruch bereits verarbeitet wurden, sind wahrscheinlich nicht mehr aus den Modellen zu entfernen. Daher ist schnelles Handeln wichtig.
- Meta kann weiterhin Informationen über euch nutzen, wenn beispielsweise andere Nutzer Inhalte posten, auf denen ihr zu sehen seid oder in denen ihr markiert werdet, und diese Nutzer nicht widersprochen haben.
- Die KI-Funktionen selbst lassen sich in den Apps meist nicht komplett deaktivieren oder ausblenden. Ihr könnt sie nur aktiv ignorieren.
Weitere Maßnahmen und Alternativen
Die Verbraucherzentralen weisen oft auf weitere, drastischere Schritte hin, falls man dem Ganzen gar nicht traut:
- Alle bisherigen Beiträge löschen und keine neuen mehr veröffentlichen.
- Die Konten bei Facebook und Instagram komplett löschen.
- Beschwerde bei der zuständigen Datenschutzbehörde eures Bundeslandes einreichen, falls Meta den Widerspruch nicht akzeptiert oder unzureichend umsetzt.
Nerdswire Fazit: Übernehmt die Kontrolle!
Das Vorgehen von Meta ist ein weiteres Beispiel dafür, wie Tech-Konzerne versuchen, die Grenzen des Datenschutzes zu ihren Gunsten auszulegen. Es ist ermüdend, ständig selbst aktiv werden zu müssen, um grundlegende Rechte zu wahren. Dennoch: Nutzt die Möglichkeit des Widerspruchs! Es ist euer Recht, und es ist ein wichtiges Signal an Konzerne wie Meta, dass die Nutzer nicht alles klaglos hinnehmen.
Die Debatte um KI und Datenschutz steht erst am Anfang. Wir von Nerdswire bleiben dran und appellieren an euch: Informiert euch, seid kritisch und nehmt eure digitale Selbstverteidigung ernst. Teilt diesen Artikel, sprecht mit Freunden und Familie darüber. Je mehr Menschen widersprechen, desto stärker das Signal.
Habt ihr bereits widersprochen? Wie sind eure Erfahrungen? Gab es Probleme? Schreibt es uns in die Kommentare!
(Disclaimer: Dieser Artikel dient der Information und stellt keine Rechtsberatung dar. Die Links und genauen Schritte können sich seitens Meta ändern. Prüft daher immer auch aktuelle Informationen von Verbraucherzentralen oder direkt in den Einstellungen der jeweiligen Plattform. Die hier genannten Fristen basieren auf den zum Recherchezeitpunkt (Mai 2025) aktuellen Informationen.)