Stralsund/Schwerin (dpa/mv) – Die Umweltverbände Bund, Nabu und WWF sehen keinen Bedarf für weitere LNG-Terminals in der Ostsee vor der Küste Mecklenburg-Vorpommerns. Deutschland hat bereits im Jahr 2022 verflüssigtes Erdgas (LNG) über Frankreich, die Niederlande und Belgien importiert und wird dies möglicherweise auch in Zukunft tun, teilten die in der Ostseeallianz MV zusammengeschlossenen Verbände am Freitag mit.
Sie warnten vor dem geplanten Bau eines großen LNG-Terminals auf Rügen, der damit einhergehenden weiteren Gasleitung durch den Greifswalder Bodden und Seewegen durch die Ostsee. Sowohl Bau- als auch Langzeitarbeiten bedrohten sensible und geschützte Lebensräume. Meeressäuger wären ständigem Stress ausgesetzt. Auch Fischwanderwege und das wichtigste Heringslaichgebiet in der westlichen Ostsee im Greifswalder Bodden waren bedroht.
Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) hat ihre Kritik an den bisherigen Plänen der Bundesregierung zum Bau eines Flüssigerdgasterminals etwa fünf Kilometer vor der Küste Rügens erneuert. Umweltverbände sind jedoch nicht so weit gegangen, das Projekt vollständig in Frage zu stellen.
Protest auf der Urlaubsinsel Rügen
„Ich denke, andere Alternativen müssen geprüft werden. Zum Beispiel sehr, sehr weit gehen, wo es niemanden stört – und dann vielleicht eine längere Leitung bauen“, sagte Schwesig im NDR-Fernsehen. Das Land ist bereit, Gas aus Lubmin einzuspeisen. Der Projektträger muss prüfen, wie es technisch umsetzbar ist, aber auch den Tourismus und die Bevölkerung einbeziehen.
Auf der hauptsächlich von Touristen bevölkerten Insel Rügen gibt es zahlreiche Proteste gegen das Projekt, das für ein beschleunigtes Genehmigungsverfahren vorgesehen ist. Eine Debatte darüber ist für nächste Woche im Landtag in Schwerin geplant.
Ob zusätzliche Terminals auf Rügen überhaupt noch notwendig sind, kann laut Schwesig nur die Bundesregierung beantworten. Bundesregierung und Bundestag müssten darlegen, was es für eine sichere Gasversorgung noch braucht und was das für Versorgung und Preise bedeutet, wenn die Terminals auf Rügen nicht durchkommen.
Nach bisherigen Planungen sollen in der Ostsee vor Sellin im Südosten von Rügen zwei schwimmende Terminals für verflüssigtes Erdgas installiert werden. Das von Tankern angelieferte Flüssiggas wird dort wieder in Gas umgewandelt und per Pipeline nach Lubmin an Land transportiert. Lubmin, der ehemalige Anlandepunkt für russisches Erdgas aus der Ostseepipeline Nord Stream 1, ist bereits an das europäische Verteilnetz angeschlossen. Seit Mitte Januar betreibt die Deutsche Regas dort ein LNG-Terminal.
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