Berlin (dpa) – Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat an die Märzrevolution von 1848 erinnert und den Mut der Menschen gewürdigt, die damals für freiheitliche Freiheiten gekämpft haben. „Wir wissen, dass die Revolution damals an den Barrikaden und in den Parlamenten gescheitert ist. Die alten Mächte haben bald wieder die Vorherrschaft in ganz Europa erlangt“, sagte er beim „Republikanischen Bankett“ im Berliner Schloss Bellevue. „Aber der Geist der Freiheit war in der Welt und ließ sich von keinem autoritären Staat und keiner Diktatur mehr ersticken.“
Der 18. März sei „ein besonderer Tag in der Geschichte der deutschen Demokratie“, sagte Steinmeier laut einer zuvor veröffentlichten Rede. Er erinnerte daran, dass die deutschen Jakobiner am 18. März 1793 in Mainz die erste Republik auf deutschem Boden gründeten. Und am 18. März 1990 fanden in der DDR die ersten freien Parlamentswahlen statt. „Der 18. März steht für Freiheit, Gleichheit und Menschlichkeit, das Herzstück der modernen Demokratie. Er steht für demokratisches Vertrauen, das in Zeiten des Umbruchs geht. Der 18. März ist für mich ein Tag der Zivilcourage“, sagte Steinmeier.
Von Frankreich ausgehend brachen im März 1848 in vielen Städten des Deutschen Bundes revolutionäre Aufstände aus. In Berlin eskalierten sie am 18. und 19. März zu Barrikadenkämpfen mit mehreren hundert Toten. Menschen gingen gegen Unterdrückung, Armut und Hunger auf die Straße, forderten Presse- und Versammlungsfreiheit sowie freie Wahlen und eine Verfassung. Sie erzwangen die Bildung liberaler Regierungen in den Mitgliedsländern des Deutschen Bundes und Wahlen zu einer verfassunggebenden Nationalversammlung, die im Mai in der Paulskirche tagte. Die Revolution wurde bald gewaltsam niedergeschlagen und ihre Erfolge zunichte gemacht.
Steinmeier hingegen wies darauf hin, dass auf den Straßen und in den Parlamenten ein neuer Bürgersinn und ein neues demokratisches Selbstbewusstsein erwacht seien. Überall gab es Menschen, die ihre Situation nicht mehr als gottgegeben hinnehmen wollten, die leidenschaftlich für neue Ideen kämpften, die bereit waren, Verantwortung zu übernehmen – für sich, für andere, für die Gemeinschaft.
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