Berlin (dpa) – Bundeskanzler Olaf Scholz sprach sich dafür aus, Deutschlands Wohlstand nicht nur am Bruttoinlandsprodukt zu messen. Beim ersten Besuch des Regierungschefs aus dem Himalaya-Königreich Bhutan zeigte sich der SPD-Politiker beeindruckt von einem dortigen Index, der neben der reinen Wirtschaftskraft auch andere Indikatoren berücksichtigt, das so genannte „Bruttonationalglück“.
„Bhutan spielt eine Vorreiterrolle bei der Wohlstandsmessung“, sagte Scholz bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Ministerpräsident Lotay Tshering. „Bhutans Idee, das Glück seiner Bürger einzubeziehen, ist faszinierend.“
König Jigma Singye Wangchuck hatte Anfang der 1970er Jahre die Idee des Bruttonationalglücks. Es basiert auf Indikatoren wie guter Regierungsführung, nachhaltiger sozialer und wirtschaftlicher Entwicklung, Kulturförderung und Umweltschutz.
Immaterielle Faktoren? Scholz: Der erste Schritt in Deutschland
Scholz: „Ich halte es für sehr sinnvoll, unseren Wohlstand nicht nur an wirtschaftlichen Größen zu messen, sondern auch immaterielle Faktoren mit einzubeziehen.“ Der erste Schritt wurde mit dem ersten Jahreswirtschaftsbericht der Ampelregierung getan, der sowohl soziale als auch ökologische Indikatoren berücksichtigte.
Eingebettet zwischen den beiden Großmächten Indien und China mitten im Himalaya hat Bhutan weniger als 800.000 Einwohner und ist etwa so groß wie Baden-Württemberg. Das buddhistische Land mit seinen über 7.000 Meter hohen Gipfeln, das in seiner Sprache „Land des Donnerdrachens“ genannt wird, ist eines der isoliertesten der Welt. Es hat erst im November 2020 diplomatische Beziehungen zu Deutschland aufgenommen.
Glück als nationales Ziel hat in Bhutan eine jahrhundertealte Tradition. Schon im Gesetz aus dem 17. Jahrhundert steht ein Satz: „Wenn eine Regierung kein Glück für ihr Volk schaffen kann, dann gibt es keinen Grund für diese Regierung.“
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