Stuttgart (dpa) – Der Sport- und Geländewagenhersteller Porsche hat im vergangenen Jahr trotz gestörter Lieferketten mehr verdient und sich hohe Gewinnziele gesetzt. Unter dem Strich stieg der Gewinn um 22,8 Prozent auf knapp 5,0 Milliarden Euro, wie der Stuttgarter Konzern am Montag mitteilte. Die Marge stieg von 16 auf 18 Prozent. Um das langfristige Ziel von 20 Prozent operativem Gewinn vom Umsatz zu erreichen, hat das Management um Porsche- und Volkswagen-Chef Oliver Blume ein neues Effizienzprogramm aufgelegt.
„Wir sind sehr zufrieden mit den Geschäftszahlen für 2022“, sagte Finanzvorstand Lutz Meschke am Montag. Der Umsatz stieg um 13,6 Prozent auf 37,6 Milliarden Euro. Damit verfehlte Porsche sein selbst gestecktes Umsatzziel von 38 bis 39 Milliarden Euro. Die Zahl der ausgelieferten Autos stieg 2022 im Vergleich zu 2021 leicht um 2,6 Prozent auf knapp 310.000. Im größten Einzelmarkt China gingen die Auslieferungen sogar leicht um 2,5 Prozent zurück.
Der Autobauer hatte vor allem mit Lieferschwierigkeiten zu kämpfen. Meschke erklärte, dass Porsche fast alle Kabelbäume aus der Ukraine bezieht. „Also hat es uns etwas härter getroffen als andere.“ Im laufenden Jahr werden jedoch weitere Auslieferungen in China und auch im zweitgrößten Markt Nordamerika erwartet. Für den Gesamtkonzern prognostiziert Porsche ein weiteres Wachstum auf rund 40 bis 42 Milliarden Euro Umsatz.
Auch bei der Marge strebt Porsche laut Management mittelfristig einen Korridor zwischen 17 und 19 Prozent an. Langfristig streben sie eine Rendite von über 20 Prozent an. „Wir stellen noch einmal alles auf den Prüfstand“, sagte Meschke. Aber es sollte keine Arbeitsplätze kosten. Im Gegenteil, sie suchen Leute in der Softwareentwicklung und Batterietechnik.
Porsche scheint bei der Verbreitung der Elektromobilität auf der Zielgeraden zu sein, musste aber im vergangenen Jahr einen Rückschlag hinnehmen. Der Absatz des einzigen vollelektrischen Modells Taycan ging um 16 Prozent zurück, der rein elektrische Anteil der Auslieferungen ging von 13,7 Prozent auf 11 Prozent zurück. Bis 2030 sollen mindestens 80 Prozent der Autos vollelektrisch sein.
2024 will Porsche den lange verspäteten Elektro-Macan auf den Markt bringen. Eine vollelektrische 718 ist für Mitte des Jahrzehnts geplant. Danach wird es den bisher nur als Hybrid angebotenen Cayenne auch als reines Elektrofahrzeug geben.
Aber auch zum Einsatz von synthetischen Kraftstoffen, kurz E-Fuels, verteidigte Porsche-Chef Blume bei der Vorlage der Jahreszahlen seine Position. „Wer es ernst meint mit dem Klimaschutz, der muss jeden Winkel fegen“, sagte er. „Im Hinblick auf Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor sind E-Fuels eine sinnvolle Ergänzung bestehender Angebote und Nischen.“ Aktuell wird auf EU-Ebene das Zulassungsverbot für Verbrennungsmotoren bis 2035 diskutiert.
Im vergangenen September stellte der Volkswagen-Konzern den Sportwagenhersteller der Öffentlichkeit vor. Seit Dezember ist ein Viertel der Vorzugsaktien frei handelbar, seit Dezember ist Porsche im Leitindex Dax vertreten. Die Marktkapitalisierung liegt mit über 100 Milliarden Euro deutlich über der des Mutterkonzerns VW mit weniger als 80 Milliarden. Die Familienholding Porsche SE hat im Zuge des Börsengangs eine Sperrminoritätsbeteiligung an Stammaktien erworben.
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